Die Geschichte des Sozialflohmarkts
Im Winter 1995 fuhr ich spätabends von einer Geburtstagsfeier nach Hause. Es war entsetzlich kalt und ich dachte mit Sehnsucht an mein warmes Bett. Plötzlich dachte ich daran, dass es Menschen gibt, die kein Zuhause und kein warmes Bett haben.
Und in meinem Keller liegt ein Schlafsack, den ich schon lange nicht verwendete – und sicher bei anderen Menschen auch: so begann ich am nächsten Tag, Schlafsäcke im Bekanntenkreis zu sammeln und brachte sie in die Gruft. Ich war Bezirksrätin, hatte Kontakt zu sozialen Einrichtungen und konnte so Benefizveranstaltungen auch mit Betroffenen, aber auch mit der Unterstützung vieler Floridsdorfer KünstlerInnen veranstalten.
Darüber berichtete auch die Presse und es war ein toller Erfolg! Menschen spendeten 100.000 S, 20.000 S, 10.000 S und viele kleinere Summen, die es ermöglichten, genug Schlafsäcke zu kaufen, um die Obdachlosen vor dem ärgsten Unbill des Winters zu schützen.
Diese Benefizveranstaltungen machte ich einige Jahre, und die Gruft war sehr froh über diese Unterstützung.
2001 räumte ich mein Bücherregal auf und fand einige Bücher die ich nicht mehr lesen würde. Ich nahm einen Tapezierertisch, malte ein kleines Transparent: "Zugunsten der Gruft" und setzte mich vor den Schnellbahnhof. Es war wunderbar: die Menschen erwarben die Bücher gegen eine Spende und dann kam die Frage, die den Bücherflohmarkt ermöglichte wie es ihn heute noch gibt: Kann ich Ihnen meine Bücher, Schallplatten, CDs auch bringen?
Und der Flohmarkt wuchs: Es gibt keinen Tapezierertisch mehr – der ist unter der Last der vielen, vielen gespendeten Bücher zusammengebrochen. Die Firma OBI spendete stabile Tische und Bänke auf denen sich eine große Menge guter, alter, und neuer Bücher stapeln. Der Hr. Pfarrer der Pius Parsch Kirche hat Dankenswerterweise einen Raum im Glockenturm als Lager zur Verfügung gestellt, denn inzwischen ist die Spendenfreudigkeit der Floridsdorfer/innen großartig.
Der Bücherflohmarkt ist eine wertvolle, soziale Einrichtung die vielerlei Bedürfnisse abdeckt.
- Die Bücher werden wiederverwendet.
- Auch Finanziell schwache Menschen kommen so an gute Literatur.
- Der Flohmarkt ist eine Institution, bei der viele soziale Bedürfnisse erfüllt werden: Wertvolle Gespräche sozialer und politischer Art, Beratung sowohl was den Lesestoff als auch Lebenshilfe beinhaltet.
Der Erlös, der der Anschaffung von Schlafsäcken dient, ist eine großartige Hilfe für Obdachlose welche keinen Schlafplatz haben oder wollen und ein Zeichen für die Betroffenen, dass es Menschen gibt, die sich ihrer Probleme annehmen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie , wenn sie den Flohmarkt schon kennen, dieser Meinung sind. Wenn Sie den Flohmarkt noch nicht kennen, besuchen Sie mich doch!
Die Auswahl der Bücher ist inzwischen traumhaft groß und mittels Ihrer Spende tun Sie wirklich Gutes für unsere Obdachlosen.
Sylvia Wilke